Berlin-Hohenschönhausen. Am heutigen regnerischen Sonntag besuchte ich mit einigen Kameraden und Freunden aus Spanien die Gedenkstätte des ehemaligen STATSI-Gefängnisses. Die Gedenkstätte entstand auf Initiative ehemaliger Häftlinge und hat laut Gesetz die Aufgabe, „die Geschichte der Haftanstalt Hohenschönhausen in den Jahren von 1945 bis 1989 zu erforschen, über Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen zu informieren und zur Auseinandersetzung mit den Formen und Folgen politischer Verfolgung und Unterdrückung in der kommunistischen Diktatur anzuregen.“
Wegen des großen Besucherandrangs wurden vier Gruppen zu je ca. 25 Personen gebildet und wir einer Museumsführerin zugewiesen. Sie schaute mich entsetzt an und rief sinngemäß: „Das geht gar nicht, raus aus meiner Gruppe. Ich führe hier keine Nazis!“
Auf meine Frage, wen Sie denn meine und, falls ich damit gemeint sei, ich nicht alleine in ihrer Gruppe wäre und wir alle sechs den Eintrittspreis bezahlt und damit ein Recht hätten, an der Führung teilzunehmen, meinte sie: „Aber nicht bei mir, gehen Sie alle sechsin eine andere Gruppe.“ Ihre volksverhetzende Stimmungsmache führte dann sofort zu einer Pogromstimmung. Ich wurde von anderen Besuchern fast tätlich angegriffen, beleidigt und angebrüllt: „Voigt, hauen Sie ab!“, „Wir wollen hier keine Nazischweine!“ und „Nazis raus aus Hohenschönhausen!“
Ich bin zwar schon Einiges gewohnt, aber eine solche Hetze und Verleumdung wegen meiner politischen Weltanschauung hatte ich gerade an einem solchen Ort, woan dem Menschen wegen ihrer Gesinnung geschlagen, gefoltert und inhaftiert wurden, nicht erwartet. Unsere Freunde aus Spanien waren entsetzt, hatten sie doch geglaubt, Gast in einem freiheitsliebenden Land zu sein. In der neuen Gruppe wurden wir zunächst reserviert, aber doch korrekt aufgenommen. Wenn wir uns allerdings der ersten Gruppe näherten, ging von dort wieder das „Nazi raus“- Geschrei los. Daraufhin erkundigten sich andere Besucher in unserer Gruppe danach, wer wir seien und was wir denen denn getan hätten. – Nichts sagte ich, denn ich sei lediglich ein Parlamentarier der NPD und das reiche aus, bei gewissen Linken solche Haßreflexe auszulösen. So konnten wir dann gute Gespräche führen und neue Interessenten gewinnen.
Mir bleibt allerdings das Gefühl, daß diese intolerante linksextremistische Museumsführerin an diesem sensiblen Ort völlig fehl am Platze ist, es sei denn, man will eine authentische STASI-Atmosphäre bieten und erneut Menschen mit einer anderen politischen Einstellung einschüchtern, diskriminieren und ausgrenzen. Natürlich werde ich mich jetzt als Bezirksverordneter mehr mit dem beschäftigen, was in einer solchen Gedenkstätte passiert. Erste Recherchen ergaben bereits, daß sich im aktuellen Vorstand des Fördervereins gar keine ehemaligen Häftlinge mehr befinden sollen. Die Ausstellungstafeln gaben weniger die Schicksale einzelner Bürger wieder, die zu unrecht in die Mühlen der Staatssicherheit gerieten, sondern zeigten Schicksale ehemaliger Kommunistenführer, welche z. B. als Konterrevolutionäre im Zuge stalinistischer Säuberungen später selbst in Hohenschönhausen einsaßen. Das mag zwar verwundern, traf aber doch Täter und mein Mitleid hält sich da in Grenzen. Das Museum ist in seiner Wirkung beeindruckend und man muß es gesehen haben, um zu verstehen, was Kommunisten Menschen antun können. Die Frage aber am Ende dieses Tages bleibt: wie viel Macht und Einfluß haben heute wieder Linksextremisten in der Gedenkstätte Hohenschönhausen?
Berlin, den 15. Juli 2012,
Dipl.sc.pol. Udo Voigt,
Bezirksverordneter in der Bezirksverordnetenversammlung von Treptow-Köpenick