Udo Voigt im Interview mit der Deutschen Stimme:
DS: Herr Voigt, gleich zum Einstieg die Frage: Was war das aus Ihrer Sicht wichtigste Ereignis oder Ihr größter Erfolg nach über einem Jahr parlamentarischer Oppositionspolitik auf Ebene der EU?
Wir, eine Delegation der gerade in Brüssel gegründeten neuen Europapartei, der Allianz für Frieden und Freiheit (APF), mit mir, dem Vorsitzenden Roberto Fiore, dem früheren Europaabgeordneten Nick Griffin, dem Auslandsbeauftragten der NPD Jens Pühse sowie begleitenden Journalisten wollten uns persönlich davon überzeugen, was derzeit wirklich in Syrien passiert.Nicht zuletzt wollten wir auch wissen, ob man den Medienberichten hier bei uns in Deutschland und Europa trauen kann. In den deutschen Medien kann man viel Schlimmes über das »Assad-Regime«, über »Faßbomben«, »Giftgas-Einsätze« und Menschenrechtsverletzungen lesen. Ähnliche Nachrichten erinnern an die hetzerische Berichterstattung gegen den Irak unter Saddam Hussein und das Libyen zu Ghadaffis Zeiten. Nachdem eine westliche Allianz die Staatschefs getötet und ihre Länder in die Steinzeit gebombt hatte, stellten sich bekanntlich sämtliche Mediengeschichten als Märchen, auch Kriegspropaganda genannt, heraus. Millionen Menschen sind seitdem auf der Flucht und fluten nach Europa.
DS: Beschreiben Sie uns bitte noch etwas ausführlicher Ihre Eindrücke und Erkenntnisse. Worin sehen Sie jetzt Ihre Aufgabe bzw. die Aufgabe der APF? Sie haben ja eine Art Kampagne gestartet. Was erhoffen Sie, hierdurch zu erreichen?Was ist Wahrheit, was ist Lüge?
Es war genau diese Frage, vor der wir bei unserem Besuch in Syrien standen. Gerade weil wir um die zahlreichen Fälschungen von Dokumenten und Bildern vor dem Irak-Krieg wußten, hatten wir bislang auch die Nachrichten aus Syrien kritisch beäugt. Daß man die Öffentlichkeit bei uns allerdings so dreist belügt und manipuliert, wie wir es dann vor Ort erleben konnten, hatten wir uns nicht vorgestellt. Ein Beispiel: Wenige Tage vor unserem Abflug wurde in den Tagesthemen vom bevorstehen Fall der syrischen Stadt Latakia berichtet, von fliehenden Elitesoldaten der 4. Division, die angeblich in Massen in den benachbarten Libanon flöhen und Zivilisten ausraubten. Der Reporter gab an, dies alles mit eigenen Augen auf der Strecke von Damaskus nach Beirut gesehen zu haben. Ich wurde schon skeptisch, weil der Fernsehreporter hier keine Bilder zu seinem Bericht lieferte. Wenige Tage nach diesem Fernsehbericht fuhren wir die gleiche Strecke entlang. Was wir sahen waren friedliche Dörfer, wenig Verkehr und außer den Kontrollstellen keine Soldaten. An der Grenze standen viele große Zelte der Vereinten Nationen, in denen Flüchtlinge gesammelt wurden. Einen ausgeraubten Eindruck machten diese nicht. Wir landeten in Latakia – und dort war weit und breit nichts von einem Krieg zu sehen.
Auch die Millionen-Stadt Damaskus empfing uns mit friedlichen Eindrücken. 500 000 Christen leben dort in friedlicher Eintracht mit Moslems, Geschäfte und Märkte waren geöffnet, und es herrschte Alltag mit den üblichen Verkehrsstaus im Berufsverkehr. Was mich aber am meisten beeindruckte, war die Haltung der Menschen auf der Straße und der Eliten des Landes. Auf den Märkten kamen spontan Bürger auf uns zu, um uns dafür zu danken, daß wir in diesen Zeiten ihr Land besuchten. Ein Priester berichtete uns davon, daß er seine Gemeinde in den USA nach 19 Jahren verlassen habe, weil ihn jetzt die Menschen hier mehr brauchten als in den USA. Ein Generalarzt erzählte, daß er eine Anstellung als Chefarzt in Frankreich aufgegeben habe und mit seiner Familie zurück nach Damaskus gezogen sei, weil sein Land ihn jetzt brauche.
Wo könnte man wohl bei uns eine derart vorbildliche Haltung antreffen, wenn das Vaterland in Gefahr ist? Syrien, so wurde uns von höchsten staatlichen Stellen, etwa von Informationsminister Omram al-Zoubi und dem stellvertretenden Außenminister und vormaligen UN-Vertreter Faysal Mikdad, versichert, befinde sich in keiner Weise, wie von westlichen Medien behauptet, in einem »Bürgerkrieg«; vielmehr werden, finanziert durch die Freunde der USA, die Golfstaaten Saudi Arabien und Katar, sowie logistisch unterstützt durch die Türkei und Israel, ausländische Extremisten ermutigt, einen Krieg gegen die Stabilität des Landes und der Region zu führen. Hier hat die APF eine europaweite Wahrheitskampagne gestartet – und ich habe tatsächlich den Eindruck, daß die Medien inzwischen zumindest ein klein wenig sensibler über die Zustände in Syrien berichten.
DS: Wir haben jetzt über die Rolle der USA und der Golf-Staaten in diesem Konflikt und seine Auswirkungen auf Europa gesprochen. Welches ist Ihre zentrale Botschaft, die Sie in diesem Zusammenhang an die Europäer im allgemeinen und die Deutschen im besonderen richten wollen?
Hier zitiere ich seine Heiligkeit Ignatius Ephräm II., den syrisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, der als Sprachrohr aller Christen in Syrien und im Nahen Osten gilt und uns eine Audienz gab. Der Patriarch wörtlich: »Wenn dieser Krieg vorbei ist, wird Syrien anders sein, das ist sicher (…) aber Sie sollten wissen, daß Syrien vor dem Ausbruch des Krieges einer der sichersten Orte für Christen auf der Welt war. Schließlich leben Christen hier seit Tausenden von Jahren. Mehr als alles andere hat mich die Gleichgültigkeit der christlichen Gemeinschaft gegenüber der europäischen und internationalen islamistischen Aggression in Syrien betroffen gemacht.« Auf die Frage, wie Europa die Christenheit Syriens unterstützen könne, meinte der Patriarch ohne Umschweife: »Helfen Sie uns, hier zu bleiben, bitten Sie die Europäer und besonders die Deutschen, die Türen für Christen aus Syrien zu schließen, statt mit einer ›Politik der offenen Türen‹ diejenigen zu unterstützen, die die Heimat Jesu Christi von Christen säubern wollen!« Die Sanktionen der USA und der EU-Europäer treffen wieder einmal die Falschen. Syrien kämpft gegen die Terroristen der ISIS, und wir sollten uns darüber im klaren sein: Wenn dort die staatliche Ordnung zusammenbricht, haben wir die Terroristen in Deutschland und Europa. Vermutlich ist das auch das Ziel der USA– durch Destabilisierung der arabischen Länder Europa mit gewaltigen Flüchtlingsströmen ins Desaster zu stürzen, um selbst unangefochten die Nummer Eins auf der Welt zu bleiben. Unsere Antwort kann daher nur lauten, eine Festung Europa zu schaffen und durch außenpolitische und Infrastrukturmaßnahmen diese Länder wieder so zu stabilisieren, daß die Menschen dort wieder eine Perspektive haben und in ihrer angestammten Heimat bleiben können.
DS: Eine zentrale Rolle Ihrer politischen und diplomatischen Tätigkeit spielt mittlerweile die schon mehrfach erwähnte »Alliance for Peace and Freedom (APF)«. Was genau hat es mit dieser Organisation auf sich, und woraus ergibt sich ihr Nutzen für die nationaldemokratische Partei und Bewegung in Deutschland?
Auf internationaler Ebene läßt sich politisch mehr erreichen als durch Abkapselung. Das Hauptproblem Europas ist derzeit die ungewollte Masseneinwanderung, und wir müssen uns daher zusammenschließen, um dieser Bedrohung wirksam zu begegnen und vor allem eine alternative Politik eines Europas der Vaterländer aufzuzeigen. Im Europaparlament wird derzeit an einem Parteiengesetz gearbeitet, wonach künftig keine national organisierten Parteien wie die CDU, SPD oder NPD zur Europawahl mehr antreten dürfen, sondern nur noch Europaparteien wie z. B. die EVP oder in unserem Fall die APF. Natürlich werden solche Parteien dann auch aus Mitteln des Europaparlamentes finanziert und haben mehr Möglichkeiten, sich in der europäischen Medienwelt darzustellen. Tatsächlich halte ich es für überfällig und sinnvoll, daß wir im Kampf um die bedrohte Identität der Völker Europas mit einer Zunge sprechen und politisch alternative Perspektiven zum Europa der Spekulanten und des Kapitals aufzeigen. Die Gegner der Freiheit und Souveränität der Völker Europas haben sich schon längst gegen eine nationale Wiedergeburt zusammengeschlossen. Wir werden uns künftig besser organisiert und vereint dem derzeit zerstörerischem »Zeitgeist« entgegenstellen müssen. Hinzu kommt, daß die NPD durch ihre Mitgliedschaft in der APF nun ebenfalls faktisch europaweit organisiert ist, und ich bin gespannt, ob es der Bundesregierung künftig noch möglich sein wird, eine solche Partei auf nationaler Ebene zu verbieten. Das letzte Wort dürfte jetzt in jedem Fall nicht mehr beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, sondern beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg liegen. Durch unsere aktive Mitarbeit in der APF erscheint es realistisch, den BRD-Politikern das seit Jahren über uns schwebende Damoklesschwert eines NPD-Verbotes endlich aus der Hand zu schlagen.
DS: Sie waren mit Vertretern der APF und in Begleitung u.a. mit dem Auslandsbeauftragten der NPD, Jens Pühse, sowie Ihrem Mitarbeiter Karl Richter im März dieses Jahres auch in Rußland zu einer Konferenz, genauer gesagt in St. Petersburg. Wer waren die Gastgeber, und worum ging es bei dem Treffen?
Veranstaltet wurde dieser Kongreß von der kremlnahen russischen Partei »Rodina«, die Plattform, unter der er stattfand, bezeichnete sich als »Internationales Russisch-Konservatives Forum«. Zweck der Veranstaltung war – was im übrigen meiner Auffassung nach längst überfällig ist – westeuropäische konservativ-nationale Kräfte mit solchen aus Osteuropa, insbesondere Rußland, zusammenzubringen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Strategien zu besprechen. Angesichts der globalisierten Weltordnung des Westens ist es für eine solche Plattform hoch an der Zeit – und das umso mehr, wenn man sich vergegenwärtigt, daß das Rußland Putins heute offenbar der einzige nennenswerte Gegenpol zur westlichen »Wertegemeinschaft« ist, der sich traditionellen Werten wie Heimat, Familie und Nation verpflichtet weiß und diese auch durchaus offensiv gegen Überfremdung, Schwulenkult und Gender-Irrsinn verteidigt. Ich konnte auf diesem historischen Treffen klarstellen, daß wir die Europäische Union (EU) als eine demokratisch nicht legitimierte Zwangs-Vergemeinschaftung entsouveränisierter Staaten ablehnen, die zudem seit Jahrzehnten von den USA für deren geopolitische Interessen als fünfte Kolonne gegen Rußland instrumentalisiert wird. Wir wollen nicht länger zu Komplizen der fortgesetzten Rechtsbrüche der USA und der NATO werden; und wir wollen, daß sich die Bürger ebenso wie die politischen Institutionen unseres Landes nicht länger von gefälschten »Beweisen« unserer transatlantischen »Partner« täuschen und manipulieren lassen, mit deren Hilfe seit über 20 Jahren Kriege gegen sogenannte »Schurkenstaaten« vom Zaun gebrochen werden.
Wir Patrioten der Völker Europas – das hatte ich erst kurz vor meinem Besuch in St. Petersburg auch in einem Redebeitrag im Europäischen Parlament betont – halten Rußland für einen essentiellen, unverzichtbaren Teil Europas und der europäischen Völkergemeinschaft. Wir sind der Überzeugung, daß Deutschland und die anderen europäischen Völker ohne engere politische, wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit mit Rußland keine Chance haben, den Vasallenstatus, den die USA uns seit 1945 aufnötigen, zu beenden. Die Schlüsselrolle für einen langfristigen europäischen Frieden liegt heute erneut, wie im 19. Jahrhundert, bei einer engen Kooperation zwischen Deutschland und Rußland. Ich konnte unsere Positionen unseren russischen Gastgebern deutlich machen und so mit dazu beitragen, alte Feindbilder zu überwinden. Ein einstündiges Radio-Interview, das ich zusammen mit meinem Mitarbeiter Karl Richter einem Sender in St. Petersburg gab, erreichte inzwischen so hohe Einschaltquoten und Reaktionen der Hörer, daß es mittlerweile zum dritten Mal ausgestrahlt wurde.
DS: Der Krieg in Syrien und die Gefahr einer Infiltration Europas durch fanatische Islamisten einerseits, die Kriegsgefahr im Osten andererseits: Was meinen Sie, ob und wie sich die ganz große Eskalation, um jetzt nicht gleich von einem neuen Weltkrieg zu sprechen, noch verhindern läßt?
Ich kann nicht in die Zukunft sehen, und leider sind wir Patrioten derzeit noch nicht politisch wirksam handlungsfähig. Ich bin in größter Sorge darüber, daß ausgerechnet in den Tagen des Juli und August 2014 von Seiten der USA, der NATOund der Europäischen Union erneut ein Kesseltreiben gegen Rußland begonnen hat, das zu einem neuen Krieg auf europäischem Boden führen kann. Als ehemaliger Offizier der Bundeswehr und nunmehriger Abgeordneter des Europäischen Parlaments werde ich alles mir Mögliche unternehmen, damit mein Land nicht zum dritten Mal innerhalb eines Jahrhunderts von raumfremden Mächten und falschen Ideologien in einen Krieg gegen Rußland gehetzt wird. Gemäß der Clausewitzschen Devise »Angriff ist die beste Verteidigung« sollten wir Bündnisse des Dialogs und des Friedens in Europa suchen.
Als direkter Beobachter an der Quelle im Europaparlament kann ich im übrigen nur feststellen, daß die Stimmen des Kalten Krieges inzwischen wieder erwacht sind und durch militärische Drohgebärden gegenüber Rußland alles tun, um durch eine voranschreitende Einkreisung Rußlands Öl ins Feuer zu gießen. Der von den USA künstlich angeheizte Ukraine-Konflikt hat Europa an den Rand eines Krieges gebracht. Jene Stimmen, die in den siebziger Jahren noch von Entspannung und Frieden sprachen, sind weitestgehend verstummt. Was natürlich nicht überraschend ist, wenn man sich vor Augen führt, daß es ja ausgerechnet Grüne und Sozialdemokraten waren, die nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals wieder deutsche Soldaten in einen Krieg führten.
Gegenwärtig ist die Kriegsgefahr in Europa so hoch wie zu Zeiten der Blockkonfrontation von Warschauer Pakt und NATO. Ich werde auch den schlimmen Verdacht nicht los, daß neben den Interessen der USA, die ein Zusammengehen Europas und Rußlands fürchten wie der Teufel das Weihwasser, auch die Rüstungsindustrie hier gewaltig mitmischt. Schließlich hatte die Friedenspolitik der vorangegangenen Jahrzehnte, hatten Glasnost und Perestroika zu massiven Rückgängen in den Verteidigungshaushalten der NATO-Staaten geführt. Das ändert sich derzeit. Plötzlich ist Aufrüstung wieder wichtig geworden, und ein neues Feindbild wurde reaktiviert, das eigentlich ein uraltes ist. Plötzlich ist der »böse« Russe wieder da!
Herr Voigt, wir danken Ihnen recht herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!