Wie die heutige russische Exklave Kaliningrad die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland befeuern könnte
Der 7. Mai 2018 war ein für Rußlands Zukunft einschneidender Tag. Der mit fast 70 Prozent der Stimmen der russischen Wähler als haushoher Sieger aus der Wahl hervorgegangene bisherige Präsident Wladimir Putin wurde erneut in das höchste Staatsamt eingeführt. Zwei Tage später demonstrierte der zugleich oberste Befehlshaber der russischen Streitkräfte auf Paraden in Moskau und St.Petersburg die militärische Schlagkraft des wiedererstarkten Rußlands.
Keine Drohung, sondern eine Warnung an jene Hitzköpfe im Pentagon und in der NATO (einschließlich der Bundesverteidigungsministerin und ihres Kollegen im Auswärtigen Amt, Heiko Maas), deren Weltherrschaftsplänen die neue Schlagkraft der russischen Armee und Marine einen Strich durch die Rechnung macht.
Auch wenn für die Öffentlichkeit zunächst die von Putin angekündigte Regierungsumbildung im Mittelpunkt des Interesses stand, hat für seine neue Amtszeit der wirtschaftliche Durchbruch zur Weltspitze strategische Bedeutung für die Verhinderung des von den USA angestrebten „regime changes“ in Rußland.
An Putins erklärtem Ziel, den wirtschaftlichen Anschluß an die führenden Industriestaaten zu finden und das Lebensniveau jedes Russen spürbar zu verbessern, können wir Deutsche teilhaben. Nicht aus Altruismus, sondern aus wohlverstandenem Eigeninteresse und zur Stärkung unserer eigenen Wirtschaftskraft. Putins Mahnung ist vollauf berechtigt: wenn das größte Land der Erde jetzt nicht den Durchbruch schafft, bleibt es für lange Zeit im Hintertreffen. Inzwischen ist ja bereits nach dem Platzhirsch China Indien auf bestem Wege, die USA auf Platz 3 in der Weltwirtschaft zu verdrängen.
Und Deutschland? Unter „ferner liefen“. Es ist die einzig sichtbare Chance für unser Volk, auf ein vorteilhaftes Zusammenwirken mit Rußland zu setzen.
Für die nationalen Kräfte in der Bundesrepublik gibt es nur ein historisch kurzes Zeitfenster. Unser Land steht vor der Entscheidung: völlige Auflösung der Staatlichkeit im Völkergefängnis EU, Strafzölle seitens der USA, Sanktionspolitik gegen den russischen Nachbarn, noch höhere Rüstungsausgaben, Zündeln an der Lunte für einen Weltkrieg – oder ein Bündeln der russisch-deutschen Kräfte für den gemeinsamen Aufschwung.
Rußlands Präsident hat die Zielvorgabe für Rußland auf etwa zehn Jahre veranschlagt. Die nationalen Kräfte in Deutschland müssen vorher handlungsfähig werden. In den nächsten ein, zwei Jahren müssen Merkel, Maas, von der Leyen und alle anderen US-Hörigen der Bundesregierung Amt und Würden verlieren, um Raum zu geben für eine beiderseits vorteilhafte Partnerschaft mit Rußland.
Hier könnte Königsberg, das heutige Kaliningrad, nicht Zankapfel, sondern Schlüssel und Katalysator für eine gemeinsam gestaltete Zukunft sein.
Natürlich fährt auch ohne Deutschland der Zug in Richtung multipolare Welt (ein Begriff, den der russische Publizist und Philosoph Prof. Alexander Dugin bereits um die Jahrtausendwende geprägt hat). Die USA, England und Frankreich werden nicht von der Landkarte verschwinden, werden aber noch bedeutungsloser sein, als sie es heute schon sind.
Für uns sollte es aber darauf ankommen, Deutschland einen für seine Leistungsfähigkeit geachteten Platz in der Welt zu erhalten. Deutschlands Zukunft heißt gegenseitig vorteilhafte Beziehungen zu Rußland und damit Eurasien. Man kann zu Gorbatschow stehen wie man will, aber in einem ist ihm auf auf jeden Fall zuzustimmen: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Weitsichtige Unternehmer wie kluge Politiker in Deutschland haben längst erkannt, daß der Zug der Geschichte nicht länger Richtung Washington rollt. Da befindet sich nur noch ein Abstellgleis, während nach London und Paris nur noch tote Gleise führen. Deutschlands natürlicher Partner ist Eurasien. So forderte der fraktionsfreie Europaabgeordnete Udo Voigt in seinem Glückwunsch zur Wiederwahl Präsident Putins am 19. März 2018, endlich aus der westlichen Eskalationsspirale auszusteigen und wieder zu konstruktiven und einvernehmlichen Beziehungen zu Rußland zurückzufinden. Es sei hoch an der Zeit, endlich die törichten Rußland- und Krim-Sanktionen aufzukündigen und die NATO-Provokationen an die Adresse Moskaus nicht länger mitzutragen. Voigt unterstrich: „Wer heute auf Rußland zugeht, liegt richtig. Rußland, nicht Amerika ist der natürliche Partner der Europäer.“
Auch die mittelständische deutsche Wirtschaft hat dies erkannt. Im März 2018 fand in München eine Tagung zum Thema „Der Einfluß der Deutsch-Russischen Beziehungen auf die Weltordnung“ statt, an der Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Prof. Dr. Klaus Mangold, Vorsitzender des Aufsichtsrates der TUI AG, Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck, Vorsitzender des Vorstandes des Deutsch-Russisches Forum e.V. oder der ehemalige Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Wolfgang Clement, früherer NRW-Ministerpräsident, teilnahmen.
Der markanteste russische Teilnehmer war Sergej Karaganow, Geopolitiker, Verfechter „Großeurasiens und bedeutendster außenpolitischer Berater von Präsident Putin. In einem Punkt ähneln wir – der große Theoretiker und der kleine Publizist, der Autor dieser Zeilen ist – uns trotzdem. Jeder sammelt historische Landkarten seiner Heimat – Karaganow aus Rußland, der Autor aus Preußen, vor allem Ostpreußen einschließlich Memelland und Westpreußen. Diese Karten würden nahtlos aneinander passen. So kann aus Leidenschaft für historische Objekte ein zukünftsträchtiges gemeinsames Projekt entstehen.
Was für einen Nutzen würde es für unsere Wirtschaft bedeuten, wenn als erster Schritt zur Wiederherstellung gutnachbarlicher Beziehungen zwischen beiden Völkern die verhängten gegenseitigen Sanktionen aufgehoben und zum Neustart staatliche Aufträgen die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder stabilisieren würden? Warum sollte unser Volk nicht eine Neu-Orientierung vornehmen, um statt mit der EU mit Rußland eine Zusammenarbeit in der Eurasischen Wirtschaftsunion bei voller Wahrung seiner Souveränität zu vertiefen?
Der bereits zitierte Udo Voigt erklärte bereits im April 2017: „Die EU, die schon aus ökonomischen Interessen nicht das geringste Interesse an vergifteten Beziehungen zu Rußland haben kann, hat sich mit ihrer unsinnigen Boykott-Politik einmal mehr zum transatlantischen Wurmfortsatz Washingtons degradiert.“
Dem gilt es Abhilfe zu schaffen und Zukunftsvisionen zu entwickeln: Warum sollte Rußland nicht als Zeichen guten Willens den Oblast Kaliningrad der politischen Verwaltung Deutschlands unterstellen? Bei Steuerfreiheit für dort tätige Unternehmen aus beiden Ländern, Russisch und Deutsch als gleichberechtigten Amtssprachen und einem russischen Freihafen mit exterritorialer Anbindung im Königsberger Gebiet?
Wie euphorisch würde es unser großer deutscher Philosoph Immanuel Kant von der Königsberger Alma mater begrüßen, wenn die fähigsten Wissenschaftler beider Länder, sei es aus dem Energiebereich, der Raumfahrt, der künstlichen Intelligenz und anderen zukunftsweisenden Bereichen, hier in Königsberg gemeinsam forschen und Projekte entwickeln würden – nicht nur zum Wohle ihrer eigenen Völker.
Deshalb sollte auch die militärische Zusammenarbeit die notwenige Aufmerksamkeit erhalten. So könnte die Bildung eines gemeinsamen deutsch-russischen Verbandes, der sowohl in der Ostsee wie im Baltikum für Sicherheit und friedliche Zusammenarbeit im Geiste der OSZE sorgt, eine wichtige vertrauensbildende Maßnahme in Osteuropa darstellen, ganz besonders, wenn diese russisch-deutsche Militärformation in Königsberg stationiert würde. Raumfremden Mächten könnte so gemeinsam die rote Karte gezeigt werden.
Es versteht sich von selbst, daß Deutschland und Rußland den Anspruch des Universalismus und der damit verbundenen Forderung von Staaten zurückweisen, die ihre Gesetze und Lebensformen weltweit durchzusetzen versuchen (etwa im Wege der sattsam bekannten „Farb-Revolutionen“). Rußland betont immer wieder, daß es für das Recht jeden Volkes auf seinen Entwicklungsweg und das Völkerrecht eintritt. Namhafte deutsche Völkerrechtler haben schon früh den Anspruch der Angloamerikaner auf einen besonderen, über allen anderen Völkern stehenden Status („Gottes eigene Nation“) verurteilt und als Existenzbedrohung für die gesamte Menschheit gekennzeichnet, der es zu begegnen gilt.
Im Sinne des großen Geopolitikers Karl Haushofer sollte die Bundesrepublik endlich ihre Kriegsbeteiligung für fremde Macht- und Finanzinteressen beenden und wie der schon genannte russische Geopolitiker Alexander Dugin das Recht der Völker bekräftigen, die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen nach ihren eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen zu gestalten. Jede äußere Einmischung widerspricht dem Völkerrecht, das als ius gentium ein Recht der Völker, d.h. eine von der Volks- und Staatsangehörigkeit bestimmte, konkrete Ordnung ist. (Karl Haushofer, Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung, Berlin 1927).
Das sieht die bisherige Nr.1 in der Welt und die angloamerikanischen Plutokraten natürlich ganz anders. George Friedman, US-Geopolitiker und Begründer von Stratfor (der Schatten-CIA, wie es heißt), hat in seinem Buch „Die nächsten hundert Jahre“ schon sehr reale Vorstellungen entwickelt.
Wörtlich schreibt er: „In der künftigen Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland sind die früheren sowjetischen Satellitenstaaten, allen voran Polen, am bereitwilligsten mit von der Partie… Polen [tut] das, was es in der Geschichte immer getan hat…Es bittet eine außenstehende Macht (die USA) um Hilfe… Aus der Konfrontation mit Rußland gehen diese Staaten gestärkt hervor… Befreit von der Bedrohung durch Rußland und ein immer schwächer werdendes Deutschland können sie sich zum ersten mal seit Jahrhunderten sicher fühlen. Der Niedergang Deutschlands (…) ist eine Neudefinition des gesamten europäischen Machtgefüges. Der Zusammenbruch Rußlands eröffnet den osteuropäischen Nationen die Möglichkeit, nach Osten eine aggressivere Außenpolitik zu vertreten… Nach 2030 stellt sich diesem Bündnis (zwischen den USA und Osteuropa) bei seiner Expansion kein Hindernis mehr in den Weg. Es ist schwer zu sagen, wie weit die osteuropäischen Staaten vordringen werden. Ein estnisches Petersburg, ein polnisches Minsk oder ein ungarisches Kiew… Mit dem Zusammenbruch Rußlands ist eine Ostexpansion Osteuropas unvermeidlich. Polen wird eine bedeutende und dynamische Macht.“ (S.178)
Und weiter: „Die Osteuropäer sind als Sieger aus einem Kalten Krieg hervorgegangen, den sie an der Seite der (…) Vereinigten Staaten geführt haben.“ (S.190) „Der polnische Block wird (…) den früheren Teil des russischen Reiches eingliedern und aufbauen und auf diese Weise zu einer ernstzunehmenden Wirtschaftsmacht aufsteigen. (…) Deutschland hat weder ein Interesse noch die Möglichkeiten, den polnischen Block (…) herauszufordern“ (S.190) und, wie der Autor es formuliert, „sein politisches Selbstbewußtsein verloren“ (S.189).
Soll das unsere, der Deutschen Zukunft sein? Es ist bezeichnend, daß der französische Präsident von Rothschilds Gnaden „Macron, bei seinem jüngsten Besuch in Washington gemeinsam mit dem US-Präsidenten eine junge Eiche pflanzte, die aus einem nordfranzösischen Wald stammt, in dem Franzosen und US-Soldaten im Ersten Weltkrieg gegen die Soldaten des Deutschen Kaiserreiches kämpften. Es ist eine Kampfansage an Deutschland, der es zu begegnen gilt – mit verläßlichen Partnern.
Ein deutsch-nationaler Präsident sollte eine Eiche in Königsberg aus der Umgebung von Tauroggen pflanzen, in Erinnerung an die Konvention von Tauroggen, die zur Jahreswende 1812/13 in der Poscheruner Mühle an der deutsch-russischen Grenze zwischen russischen und preußischen Heerführern unterzeichnet wurde und die endgültige Niederlage Napoleons, des Versklavers der Völker Europas, besiegelte. Das wäre ein Symbol des gemeinsamen Widerstandes gegen jenen Staat und seine Vasallen, der auch heute mit seinen Weltherrschaftsplänen andere Völker zu versklaven trachtet.
Kersten Radzimanowski